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AutorenbildSandra

Angola 🇦🇴- Der lange Weg nach Benguela

Erstaunlich schnell kam ich aus der grossen Stadt Lubango raus. Hoffentlich werde ich nicht nass heute. Es ist etwas bewölkt aber angenehm kühl um zu radeln. 

Ich fühle mich gut. Was so ein paar Bike-freie Tage ausmachen können. 

Es ist hügelig und ich fuhr mehr als die Hälfte des Tages auf Gravel road. Ich weiss nicht, ob es aufgrund Bauarbeiten nicht geteert ist oder dies einfach so ist. Bauarbeiten kann ich jedenfalls keine sehen. 

Natürlich ist Gravel gleich doppelt so anstrengend und schnell war ich und alles an und auf Arby sofort voller Staub. Jedes Auto und Lastwagen hinterlässt eine Staubwolke, die ich durchfahren musste. 

Nach über 100 Kilometer erreichte ich endlich Cacula, ein kleines Nest, welches aber wunderschön gelegen ist. 

Die einzige Unterkuft ist sehr einfach und auch wieder nicht sonderlich hübsch. Gleich an der Hauptstrasse, somit ist es laut und das auch in die Nacht hinein. Das Zimmer wurde wohl lange nicht mehr belegt und auch nicht gereinigt. Sogar ein kleiner Termitenhügel ist im Zimmer (ja, wirklich). Fliessend Wasser gibt es keines und Strom nur von 18:00 Uhr bis Mitternacht. 

Die grosse Spinne im Bad macht das ganze nun irgendwie auch nicht besser. Trotzdem fand ich ein paar Stunden Schlaf. 


Am nächsten Morgen erwartete mich dann erstmal eine schöne Abfahrt. Dies habe ich mir auch verdient wie ich finde. 

Jedoch wurde auch nun die Strasse wieder ungeteert und hügelig. 

Nach ca. 50 Kilometer fand ich dann aber einen hübschen Platz gleich neben der Strasse. Ein kleines Motel, welches von Portugiesen geführt wird. Es gibt Kanarienvögel, Pfaue, Straussen und Hühner. Die Zimmer sind wunderbar sauber und haben sogar eine AC. Ebenfalls gibt es einen tollen Pool und vor allem einen richtig guten Espresso.


Am nächsten Morgen überlegte ich mir einfach noch eine weitere Nacht hier zu bleiben. Vor allem wegen des Espresso.

Nach dem Frühstück, fühlte ich mich aber fit und ich beschloss doch schon weiter zu fahren. 

Es war sehr heiss heute. Ich würde sogar sagen der gefühlt heisseste Tag bisher. Der Schweiss lief mir nur so runter und ich stoppte öfter am Strassenrand. 

Hinter mir hörte ich ein Motorrad kommen, da ich aber am Strassenrand wa,r machte ich mir da noch keine Sorgen darüber. Nur als es immer näher und näher kam, drehte ich mich um und sah es bereits nahe an mir. Der Fahrer schaute nicht auf die Strasse sondern auf sein Handy. Ich konnte mit meinem schweren Bike nicht einfach wegfahren. So schrie ich. Es war jedoch nicht mehr zu verhindern, dass das Motorrad in meinen Anhänger krachte. Das Motorrad steckte mit seinem Vorderrad zwischen meinem Anhänger und dessen Rad. 

Was für ein Idiot….und das bekam er auch im schönsten Berndeutsch zu hören. Ich bin richtig ausgerastet, sodass der Typ kein Wort sagte sondern sich nur mit Händen und Füssen versuchte zu entschuldigen. 

Im Nachhinein tut es mir Leid so reagiert zu haben. Meine Karma-Punkte sind wohl jetzt am Arsch. 

Glücklicherweise hat weder der Anhänger noch die Kupplung Schaden davon gezogen. Wenn man ganz genau hinschaut, gibt es vielleicht eine ganz leichte Acht im Rad vom Anhänger. 

Der Tag ging dann immer so weiter. Ob dies nun wegen meiner aufgebrauchten Karma- Punkten ist?

Jedenfalls erlebte ich tatsächlich meinen ersten richtigen Regen seit ich in Afrika unterwegs bin. Genau genommen fahre ich ja bereits schon seit 1.5 Monaten in der Regenzeit. Jedoch hatte ich bisher Regen nur in der Nacht erlebt und nicht während dem Fahren. 

Ich sah wie ich in eine dunkle Wand von Regen fuhr und es dauerte nur wenige Sekunden bis ich komplett durchnässt war. Irgendwann hatte ich aber die Wand durchfahren und es hat so schnell wieder aufgehört zu regnen, wie es angefangen hat. 

Einige Kilometer später kam aber dann eine weitere Regenwand und diesmal mit Blitz und Donner. Kein Auto oder Motorrad war mehr zu sehen.  Die Strasse war leer. Ich würde ja auch nicht mehr unterwegs sein, doch Weit und Breit ist kein Unterstand zu finden. Ich war schon wieder oder immer noch total durchnässt und bereute es, das Regencover nicht auf meine Tasche montiert zu haben. Noch mehr bereute ich es, nicht einfach bei meinem Espresso geblieben zu sein. 

Endlich sah ich eine Hütte mit Vordach am linken Strassenrand wo sich bereits viele Menschen vom Gewitter schützen. 

Ich fuhr dorthin, stellte Arby ans Geländer (im Regen) schnappte mein Handy und suchte ebenfalls Schutz. 

Alles lief ohne Worte ab. Wir hätten uns nicht verstehen können, weil der Regen so stark auf das Wellblechdach prasselte. Der Regen wurde immer stärker und wir waren mitten im Gewitter. So dass wir  uns alle plötzlich im Haus selber wiederfanden. Immer wieder liefen Menschen zu dem einzigen Haus in der Umgebung. Es war schön zu sehen, wie es einfach keine Frage war, wer und wie viele fremde Menschen einfach in diesem Haus Schutz vom Unwetter suchten von dem ich nicht einmal weiss, wem es gehörte. Sogar die Hühner die an den Beinen zusammengebunden waren und noch unter dem mittlerweile durchlässigen Vordach verweilten, wurden ebenfalls in den Raum genommen. 

Mir wurde bewusst, dass die Menschen Angst vor meinem Handy hatten, resp. sie hatten Angst, dass es die Blitze anziehen würde. Trotz meines Handys war ich aber willkommen unter dem Dach. 

Ganze 45 Minuten zog das Gewitter über uns und ich dachte an meine Drohne in der Tasche….Hoffentlich "überlebt" alles in meiner Ausrüstung. 

Als das Gewitter dann durchgezogen war, der Regen aufhörte und der Himmel wieder etwas heller wurde, bedankte ich mich bei den Menschen und lief zu Arby. Es schien alles einigermassen OK zu sein. Natürlich war alles nass oder mindestens feucht. 

Ich wollte einfach nur ins nächste Dorf. Welches nur 5 Kilometer entfernt liegt. Ich sehnte mich nach einem trockenen Badetuch in welches im mich einwickeln kann. 

Als ich losfuhr merkte ich aber, dass irgendwas mit Arby nicht stimmte und sah sofort, dass ich tatsächlich einen platten am Hinterrad hatte. Dies 2 Kilometer vor dem Dorf. Ich stand am Strassenrand, immer noch total durchnässt, unterkühlt und musste mein Bike reparieren. Alles ist nass und dreckig. Da es nicht mehr weit ins Dorf ist, beschloss ich den Schlauch einfach neu aufzupumpen und so zu versuchen bis ins Dorf zu kommen. 

Der Plan ging auf und ich fand sogar eine Unterkunft. Jedoch wieder ohne fliessend Wasser und ohne Strom. Es war erneut einfach wieder ein Zimmer mit Bett und Bucket Shower. Für so eine Unterkunft ist es hier aber sehr sauber. 

Alles war nass und feucht, auch im Zimmer und somit trocknet hier nichts richtig. 

Schon fast hatte ich mich gefreut, dass der platte Reifen sich von selber repariert hat (wegen der Milch im Pneu) jedoch ist diese mittlerweile wohl aufgebraucht und ich stellte fest, dass es tatsächlich wieder einen Platten gab.

Das Wasserfass draussen ist fast leer. Dieses Regenwasser wird für die Bucket Showers benutzt. 

So ist es nicht ganz einfach, das Loch im Schlauch zu finden. Kurzerhand beschloss ich dann einfach einen neuen Schlauch in Arby zu montieren. 

Leider stellte ich am nächsten Morgen fest, dass auch der neue Schlauch platt war. Es muss also etwas im Pneu sein. Jedoch fand ich einfach nichts. Auch nach gründlicher Suche nicht. Ich zerstörte so also 3 Schläuche und versuchte diese auch wieder zu flicken. Irgendwann fand ich aber dann doch ein ganz kleines Drähtchen welches vom Pneu abstand und meine Schläuche immer wieder zerstörte. Natürlich hatte ich schon öfter solche Probleme, so lange um einen Platten zu flicken bzw. den Fremdkörper im Pneu zu finden hatte ich aber noch nie gebraucht. 

Wäre ich doch einfach bei meinem Espresso geblieben. 


Benguela ist ebenfalls eine schöne Stadt. Ich fand ein günstiges Hotel unweit vom Strand entfernt. Erst in Benguela konnte ich meine Ausrüstung wieder komplett trocknen lasse. Es fühlt sich an, als hätte ich eine Klimazone überfahren

Die Luftfeuchtigkeit hier ist extrem hoch.


Nun musste ich meinen "Border Run" planen, um kurz aus Angola aus - und wieder einzureisen. 

Mit dem Macon Bus buchte ich eine Fahrt nach Santa Clara und wieder zurück. Für beide Wege zahle ich ca. CHF 40.00

Ich habe einen Nachtbus gebucht. Bei einer Fahrt von 14h pro Weg ist es aber sowieso unumgänglich bei Nacht unterwegs zu sein. Die wohl gefährlichste Sache, die ich bisher in Afrika gemacht habe. Es ist lebensgefährlich bei Nacht und diesen schlechten Strassen unterwegs zu sein. Die Strassen in Angola sind voller tiefer Schlaglöcher. Mit dem Bike kann ich denen aber wenigstens meistens ausweichen. Ein solches Schlagloch kann einen Bus aber ganz leicht zum kippen bringen.  Trotzdem, es sind täglich viele Busse unterwegs und es scheint wenige Unfälle zu geben. 

Der Bus soll um 22: 00 Uhr in Benguela abfahren. Arby und mein Gepäck lasse ich im Hotel und reise wenigstens mit leichtem Gepäck. Mit dem Motorradtaxi fahre ich zu der Busstation von Macon. Kurz vor 22:00 Uhr komme ich an. 

Ich habe natürlich nicht mit einem pünktlichen Bus gerechnet, aber ich wartete tatsächlich 5,5h auf den harten Stühlen im Wartesaal. Niemand informierte wirklich darüber, welcher Bus gerade eingefahren ist. Man muss das wohl einfach wissen und ansonsten wenigstens perfekt Portugiesisch verstehen und sprechen. Dies neben dem lauten Motorengebrumme der Busse. 


Endlich war der Bus dann aber da und ich konnte an Board. Neben mir ein Mauretanier der Anspruch auf seinen und teilweise auch meinen Platz nahm.  Schliesslich  bin ich ja nur eine Frau… und wenn ich mich nicht unsichtbar machen kann, muss ich halt mit "Berührungen " rechnen. 

Ja, das könnte eventuell noch ein Spass werden mit mir in Mauretanien. 

Der Typ hat mich nicht in dem Sinne begrabscht, aber halt  auch nicht respektiert. Die Frauen wissen wovon ich spreche. 

Sind ja nur 14h…..


Der Bus hielt an verschiedenen Stationen an. Toilettengänge und Verpflegung waren dadurch wenigstens kein Problem. 

Zwischendurch stoppte der Bus aber auch, damit 80% aller Passagiere bei einem Geldautomaten Geld beziehen konnten. Weiterfaht - Stunden später. 

Küchenchefs und Busfahrer sind weltweit alle gleich. Nämlich ziemlich cholerisch. (Was ich absolut verstehen kann. Es sind Berufe mit einer einfach fürchterlichen Mischung aus Stress, Zeitdruck und Menschenkontakt)

Aber Mann, war der zeitweise angepisst… hat laut rumgeschrien und ist aggressiv gefahren. Schlaglöcher hin oder her. 


Statt um kurz vor 12:00 Uhr Mittags bin ich erst um 18:30 Uhr in Santa Clara angekommen. Schnell über die Grenze. Auch diesmal schnell und unkompliziert. Zum Glück ist das Visa in Namibia noch kostenlos. Dies ändert sich im April nächstes Jahres. Dann hätte ich mir diesen Border Run noch einmal mehr überlegt.

Das übliche Abwimmeln der Geldwechsler an der Grenze. Zum Glück kann ich zielstrebig laufen - da ich die Grenze bereits kenne und auch weiss, was mich auf der anderen Seite erwartet. 

Naja, also erwartet hatte ich allerdings nicht, dass mich tatsächlich zum ersten Mal einen Typen richtig begrabschte.  Ein etwa 15 jähriger der auf einem Motorrad sass, hat mir tatsächlich an den Arsch gefasst. 

Scheisse und ich habe es erst gar nicht realisiert, sonst hätte ich ihm seine kleinen Eier umgedreht. Das mir das ausgerechnet in Namibia passiert hätte ich nicht gedacht. Border towns, sind border towns….aber c'mon.

Tatsächlich wurde ich in Afrika zum ersten Mal berührt. Normalerweise rufen und pfeiffen die Männer, berühren einem aber nicht - jedenfalls nicht so. 

Ich verurteile solche Aktionen zutiefst und wie gesagt, hätte ich es eher realisiert, hätte ich mich auch gewehrt. Aber es war jetzt auch nicht eine Situation welche mich einschüchtert. 


Ich schnappte mir das nächste Taxi und fuhr wieder in mein Chinesen- Hotel in Oshikango. Ich schlief erwartungsgemäss herrlich auf dem harten Bett. 


Am nächsten Morgen musste ich aber schon wieder über die Grenze und da ich nicht wusste, ob dies auch wieder so unkompliziert  verlaufen würde, machte ich mich früh auf den Weg. Ehrlich gesagt hätte ich schon mit etwas Widerstand von der Immigration von Angola gerechnet. Jedoch konnte ich Namibia problemlos wieder verlassen und genauso einfach auch wieder in Angola einreisen. Ich erklärte ehrlich was ich vorhatte und bekam erneut 30 Tage in Angola. Natürlich wurde wieder das obligate Foto von mir geschossen. 


Seit Lubango habe ich allerdings keine Polizei mehr gesehen und ich muss meinen Pass auch nicht mehr vorzeigen in den Unterkünften. Keine Ahnung warum dies so anders im Süden und Norden des Landes gehandhabt wird. 


Beim Geld wechseln in Angola, musste ich die Jungs die mich belagerten auch wieder zurückweisen. Da ich nun aber meine paar Brocken Portugiesisch kann, respektieren sie mich. 

Ich habe nachgelesen, dass viele Overlander von den Geldwechslern hier betrogen werden. 

Wie beschrieben, gaben sie mir erste fast die ganze Summe an Kwanza. (In meinem Fall 9000 statt 9500) Als ich dann meine 500 verlangte, zählte der Typ das Geld nach. (Mit einem anderen Stapel Geld welches in der Mitte gefaltet ist. 

Er bestätigt, dass 500 fehlen. Legt diese offensichtlich hinzu und gibt mir den Stapel. Normalerweise läuft man dann davon. 

Ich zählte das Geld aber nochmals vor seinen Augen nach und  tatsächlich er hat mir nur die Hälfte des Geldes gegeben. Ich hätte absolut nichts gemerkt. Sie arbeiten aber in Banden und immer mit derselben Masche. Ich stehe alleine in einer Traube von ungefähr 12 Männern. 

Da er mir nun tatsächlich meine 9000 in Tausender gab (welches stimmte) und ich erneut nach den fehlenden 500 fragte, sagte er mir er könne mir nur 200 geben wegen "Banca"….

Ich fluchte in auf Portugiesisch an, hatte aber keine Lust wegen den 30 Rappen noch länger mit ihm zu diskutieren. 

Ich habe total nur ungefähr CHF 10.00 gewechselt. Somit wäre es jetzt auch nicht ein Weltuntergang gewesen, falls sie mich um mehr betrogen hätten. Allerdings ist Geld beziehen in Angola nicht ganz so einfach (Visa wird nur selten akzeptiert) somit wird von den Overlandern oft eine größere Menge Geld gewechselt. 


Immerhin bin ich ein bisschen stolz "nur" einen Verlust von 30 Rappen gemacht zu haben. 

Auf der angolanischen Seite hatte ich nun genug Zeit um  noch Kaffee zu trinken. Hier gibt es wieder den starken Kaffee. 

Zu meinem Erstaunen war der Bus sogar einigermaßen pünktlich und auch die Fahrt verlief Okay. Dieser Fahrer war etwas ausgeglichener und rücksichtsvoller. Trotzdem erreichte ich Benguela um 01:30 Uhr am Morgen. Schnappte mir ein Motorrad- Taxi, fuhr noch eine extra Runde durch die Stadt, weil der Fahrer mein Hotel nicht fand und war dann endlich wieder in meinem Zimmer, wo Arby geduldig auf mich wartete. 



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